Montag, 5. September 2011

Gott in Frankreich und die Biskaya

Ich halte es kurz, denn ich habe noch einiges zu planen, packen und organisieren.
Ich fahre über die Biskaya.
Bevor ich mich nun der Verantwortung hingeben muss den ein oder anderen mit dieser Ankündigung gerade wegen Herzstillstands vorzeitig ins Grab befördert zu haben, möchte ich noch etwas zu meiner Verteidigung sagen. Es ist weder eine übereilte und törichte Aktion mit der ich mir etwas beweisen möchte, noch dem Boot. Ich mache keine beabsichtigten Dummheiten, das solltet ihr inzwischen gelernt haben.
Wir sind vor inzwischen drei Tagen hier in Camaret eingelaufen. Ich wusste, dass es das Ende für dieses Jahr war. Mit dem Boot war ich genau da angekommen, wo ich hin wollte. Mehr wollte und sollte nicht, nicht in diesem Jahr, nicht mit diesem Boot. Bis dahin war alles richtig, aber ich fühlte mich nicht angekommen. Zwar glücklich und auch etwas stolz, aber nicht voll und ganz zufrieden, wie ich es erwartet hatte. Alle mit denen wir hier waren und die letzten Tage zusammen verbracht hatten liefen nun nach und nach aus dem Hafen aus. Kurz hatte ich überlegt: Ja, warum eigentlich nicht, wenn das 7,30 Meter Schiff neben mir das konnte, warum nicht auch ich, aber das wäre falsch, das wusste ich.
Als wir vom Strand wieder kamen unterhielt sich Kristian gerade mit zwei Engländern. Ich stellte mich dazu und erzählte mit. Es waren zwei total lustige Gestalten und genau so, wie ich mir zwei britische Frührentner vorstellte. Der eine bestimmt noch einen Kopf kleiner als ich, dafür dreimal so breit und allein sein Lachen steckte schon an, auch wenn ich nur die Hälfte verstand. Lorenz und Elias waren der Meinung er sähe aus wie Popeye, dem der Spinat in den Bauch statt in die Arme gerutscht war. Der andere etwas größer aber mindestens genauso lustig, auch wenn man bei englischem Humor immer etwas vorsichtig sein muss.
Als wir dann mit Kristian bei mir an Bord gerade am Kochen waren hatte ich plötzlich die Idee: warum fragte ich nicht einfach Popeye und seinen Freund, die eigentlich Bill und Mike hießen, ob ich bei ihnen anheuern könnte. Sie waren über meine Frage etwas erstaunt, aber im nächsten Moment wurde schon überlegt, wo ich am besten meine Sachen verstauen und wie die Wachen eingeteilt werden könnten. Na dann, auf gehts! Aber nicht ganz so schnell. Erst muss nämlich noch eine kleine Schlechtwetterfront durchziehen und so ist der MIttwochmorgen derzeit als Abfahrtszeit fest gesetzt worden.
Mit einem Mal hatte ich das Geühl die Lösung gefunden zu haben und freudig hüpfte ich zu meinem Boot zurück, wo die leckerste Fischsuppe wartete, die ich je gegessen hatte. Vielleicht lag es an der extra Würzung des männlichen Eigenschweiß mit dem die 14 Fische gefangen und der Eimer voller Miesmuscheln gesammelt wurden - sehr lecker, wie Gott in Frankreich eben.
Wenn jetzt also nichts Entscheidenes mehr dazwischen kommt, bin ich in ein paar Tagen wieder auf See. Den Jungs überlasse ich mein Boot. Bedenken habe ich nicht, die können segeln und haben Verstand. Außerdem sollte ich wohl die Letzte sein, die die Erfahrung der Vernunft voranstellt.

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