Mittwoch, 31. August 2011

une chanson maritime

Ref: Links zwei Steine, rechts zwei Steine
und dazwischen noch'n paar kleine,
wo bei Nacht die lilleMy spazieren geht,
ohne sich zu stoßen.

Wir sind in L'Aber Wrach angekommen, aber fragt nicht wie. Hier warten wir jetzt fünf Stunden die Tide ab, um dann durch den Chenal du Four zu fahren (das ist hier so ne Engstelle, die ganz schön starke Strömung hat). Also gute Nacht!

Dienstag, 30. August 2011

ein kleines Bergfestrevival

Fräulein Merle, was sagen Sie dazu?


Glückskinder


Francoise zieht eine kleine Schnute, aber sie weiß schon, dass es Unglück bringt, wenn man einen achterlichen Wind nicht Hals über Kopf ausnützt. - Schrieb Bernard Moitessier in seinem Buch „Der logische Weg“ über die Abfahrt aus Frankreich Richtung Kap Horn. Als einer der bekanntesten Segler des letzten Jahrtausend versenkte er drei Mal sein Schiff. Wer weiß was Unglück ist, wenn nicht er.
Es gibt viele Dinge, die in der Seefahrt als unglückbringend gelten. Manche verbreiteter als andere, aber warum das ganze Zeug diesen negativen Ruf hat, weiß kein Mensch mehr. Und nachdem die Aufklärung bereits ein paar Jahre hinter uns liegt und die Zahl der Kirchenmitglieder exponentiell sinkt, würde sich auch kaum ein Segler mehr als abergläubisch bezeichnen. Trotzdem werden noch heute viele der Unglücksboten von Schiffen verbannt und sich an irrsinnige Regeln gehalten, von denen niemand mehr den eigentlich Ursprung kennt.
Mit ein wenig Nachdenken und etwas Prädikatenlogik sind wir aber hinter die Geheimnisse der alten Seemannsbräuche gekommen.

Zu Beginn einer größeren Fahrt gibt es einen Schluck Hartgebranntes für Rasmus!
  • Was ganz klar zur Besänftigung des Meeresgottes gilt, um ihn gnädig zu stimmen, denn die Menschen gehören nicht aufs Wasser.

An Bord gehört immer eine Hand voll Sand!
  • Damit ist natürlich nicht der Dreck unter den Schuhen gemeint, der mit unter Deck getragen wird, sondern ein Kistchen, oder Behältnis mir Sand. Das hat wohl ähnliche Gründe wie der Schnaps. Entweder wird Rasmus, Neptun, oder wem auch immer vor gegaukelt, dass man sich weiterhin an Land befände. Oder es gilt der Hoffnung, sich in einer Notsituation daran festhalten zu können.

Der einzige der pfeift, ist der Wind!
  • Also nichts mit „in einer lauen Nacht zur Unterhaltung Lieder pfeifen“. Was wahrscheinlich daher kommt, dass früher mangels Bordtelefonen oder Funkgeräten die Befehle über große Distanzen innerhalb des Schiffes durch Pfeifsignale gegeben wurden. Und pfiff nachts ein kleiner Matrose sein einsames Lied konnte es passieren, dass mit einem Mal die ganze Mannschaft an Deck stand, die Segel mit Hast einholte und der Steuermann hart das Ruder nach Backbord riss. Den kleinen Matrosen dafür Kiel zu holen war dann noch die mindeste Bestrafung - dann also doch lieber eine Runde Schunkeln zum bordeigenen Shantychor.

Frauen gehören nicht an Bord!
  • Ein schlichter Irrsinn in der Überlieferung. – Wird daher nicht weiter diskutiert.

Bananen gehören nicht an Bord!
  • Ein kleiner Schiffsjunge an Bord eines Großseglers soll den gesamten Vorrat an Bananen über Bord geworfen haben und danach den selbstgebackenen Bananenkuchen der Frau seines Kapitains hinter her mit der Begründung, dass Bananen an Bord nicht zu suchen hätten und Unglück brächten.
    Entweder hatten die damals ein großes Problem mit Maden oder anderem Kleintier, dass sich super in den Stauden absetzen konnten oder es ging um die Seekrankheit. Denn Bananen gehören zu den sehr stark nachreifenden Lebensmitteln und verursachen genauso wie Tomaten einen erhöhtes Übelkeitsempfinden. Dass allerdings Tomaten verboten sind, habe ich noch nie gehört.

Eine große Reise beginnt niemals Freitag!
  • Dahinter könnte sogar geschichtliche Tiefe stecken. Wenn früher in den großen Handelsstätten die Schiffe beladen wurden, dann hatte die Besatzung Freigang. Bis Freitag spät in die Nacht luden Arbeiter und Tagelöhner die Schiffe randvoll mit Fracht, Samstags ging es dann los. So war der Freitag des Seglers Sonntag und ihm damit „heilig“.

Untiefentonnen bringen Unglück!
  • Eine alte Weise des alten weisen Jonathans besagt, dass der Anblick von Kardinalmarken (die nördliche, südliche, westliche oder östliche Begrenzung einer Untiefe) dem Schiff und der Mannschaft kein gutes Zeichen ist. Die Begründung ist genauso einfach, wie dämlich.
    Die Wahrscheinlichkeit an einer Untiefe auf zu laufen, ist größer, als auf dem offenen Meer. Eine Kardinaltonne zeigt eine Untiefe an.
    Eine Untiefe ist flach.
    Auf ein Flach kann man auflaufen.
    Und Auflaufen ist Unglück.

Montag, 29. August 2011

die letzten Tage

Das "zuvor beschriebene" Bild.

Ein Vogelübersähter Felsen vor Alderney.
St. Marlo bei Nacht und Hochwasser.

Das ist eine faustgroße Kugel aus Baiser mit Pralinenfüllung. Mega lecker, aber danach möchte man sich übergeben.

Diese Franzosen habens einfach drauf.

Der eine Teil der neuen Crew.
Leider nicht selbst gefangen, trotzdem lecker.

Der Tidenhub in St. Marlo beträgt 10 Meter.



Samstag, 27. August 2011

Bildanalyse


Jetzt sitze ich schon seit gestern Abend hier und versuche endlich die Bilder der letzten Tage hochzuladen, aber die Internetverbindung ist einfach zu schlecht. Die anderen sind schon total genervt, weil ich dadurch total unkommunikativ bin, aber mich nervt das einfach, weil ich jetzt sofort und gleich und pronto die Bilder oben haben möchte und wenn mich erst einmal der Ehrgeiz gepackt hat, dann...
Wir sind gerade auf Guernsey, eine der Hauptinseln der Channel Islands. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass es alles total britisch hier ist, aber es fasziniert mich einfach immer noch, weil es irgendwie pervers ist. Da fährt man seit Tagen an der französischen Küste herum und plötzlich geht man an Land und wird vom Linksverkehr fast überfahren. Zum Glück haben die Jungs mich festgehalten.
Gerade ist es eh etwas eng an Bord, weil gestern noch Lorenz und Elias dazu gekommen sind und wir bis St. Malo jetzt zu viert fahren, dafür werden dadurch die Wachen entspannter. Während ich hier gerade im warmen Hafenbüro sitze, sind die Jungs am Tauchen, um sie die Welle mal von außen anzugucken, da sie etwas seltsame Geräusche macht.
Das Wetter ist hier extrem wechselhaft – englisch halt. Heute morgen hat es mit einem Mal angefangen zu schütten und als ich fertig war, die Plane auf zu spannen kam mit einem Mal die Sonne heraus, als wäre nie etwas gewesen.
Ich würde euch so gerne zeigen, wie es hier aussieht. Deshalb habe ich beschlossen, das Bild, das hier eigentlich zu sehen sein sollte, zu beschreiben:
Oben blau, unten blau, dazwischen ein grüner Strich Insel. Außerdem noch ein paar abgebrochene Brocken Fels drum herum, eine steile Klippe, tausende weiße Vögel die auf den Steinen sitzen. - Ich glaube, ich bleibe doch lieber beim Fotos machen, anstatt sie zu beschreiben.

Freitag, 26. August 2011

Ostsee ist nicht Nordsee

Ich kann nicht sagen, was mir besser gefällt, denn es stimmt einfach – die Ostsee ist nicht die Nordsee. Es ist beides so unterschiedlich und beides für sich so toll. Ich kann nicht mal sagen, ob ich die Nordsee wirklich für anspruchsvoller halte. Es ist halt schon etwas anderes immer auf irgendwelche Strömungen und Gezeiten zu achten, das gibt’s in der Ostsee nicht. Auf der anderen Seite finde ich das Navigieren durch die Schären nicht weniger schwierig. Andauernd nach der Position und den ganzen Steinen gucken, das gibt es hier nicht. Trotzdem ist keins der beiden Reviere, wie ich sie bis jetzt kennen gelernt habe, ein unlösbares Mysterium – überhaupt nicht.
(trotzdem Danke für den Hinweis)
Und ich verstehe immer noch nicht, warum mir so vom Englischen Kanal abgeraten wurde. Entgegen aller Behauptungen finde ich ihn wunderschön und allein schon eine Reise wert und die Dichte an Schiffsverkehr auf Berliner Gewässern ist auch weitaus dramatischer.
Gerade sind wir zwischen den Channel Islands. Das ist eine Inselgruppe vor der französischen Küste, allerdings unter britischer Verwaltung. Ein bisschen erinnert es sogar an die Schären, weil um die einzelnen Inseln ganz viele kleine Felsen aus dem Wasser gucken. Die Inseln selbst sind etwas seltsam anzufahren, weil es hier überall Heavy Overfalls gibt. Das sind irgendwelche Strömungen oder so unter Wasser, wodurch sich in einem recht gut eingrenzbaren Gebiet plötzlich eine riesige, steile Welle aufbaut, die das Schiff wie beim Rodeo durch die Gegend wirft. Praktischer Weise sind sie teilweise in die Karte eingezeichnet, damit man weiß, wo man versuchen sollte nicht durch zu fahren. Bisher haben wir erst eins am Rand erwischt. Das hat aber gereicht, im Zentrum wäre ich nicht gerne gewesen.
Noch ein Grund, weshalb mir die Channel Islands so viel bedeuten ist, dass sie mein nächstes und größtes Etappenziel waren. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, sie überhaupt zu erreichen. So viele geht-nicht's und das-kannst-du-nicht-machen's und mit-dem-Boot?!'s, denen glaubt man halt schon. Dass mal wieder viel zu heiß gekocht, als gegessen wurde, hab ich jetzt wieder festgestellt. Außerdem fahren hier noch ganz andere Wracks herum, die würden sich freuen, wenn nur ein bisschen Wasser rein bekommen würden.
Wir haben auf jeden Fall mein Bergfest mit einer Flasche Sekt gefeiert, festgemacht an einer überteuerten Mooring in der Bucht von Alderney.
Ich habe jetzt noch ca. zwei Wochen bis Brest, bzw. da wo auch immer ich das Boot lassen möchte.
Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber doch: das Salz. Es nervt wirklich und es klebt immer und überall.

Mittwoch, 24. August 2011

Der Zahlenklabauter


Und wieder einmal stehe ich am Tor, krame verzweifelt in der Tasche und werde immer nervöser. Irgendwo hier muss er doch sein, der Code zum öffnen. Das einzige, was mich von der Außenwelt und vor allem von den sanitären Anlagen trennt, ist diese dämliche Tür vor mir. Durch ihre Gitterstäbe kann ich schon den Geruch der Toilettenfreiheit riechen. Aber wenn ich nicht gleich den Zettel finde, ist es wohl zu spät und ich bleibe für immer auf diesem schrecklich trostlosen Steg eingesperrt.
Ich hätte ihn mir einfach auf den Arm schreiben sollen. Aber würde ich für jeden Hafen jeden Code und jedes Passwort versuchen sichtbar auf meinen Arm zu bekommen, wäre selbst der nach spätestens drei Tagen so unübersichtlich voll, dass ich eine Ewigkeit bräuchte all die Zahlen durchzugehen und es dann wohl schneller wäre auf Gut-Glück auf dem Nummernbrett herum zu tippen, abgesehen davon, dass ich eh nicht so lange anhalten könnte.
Sowieso gibt es meiner Meinung nach viel zu viele Codes und Zahlen und Passwörter und Pins zu merken. So dass ich bei meinem Versagen manchmal nicht mehr weiß, wo Dämlichkeit aufhört und Gedächtnisschwund anfängt. Kein Wunder, dass „die Jugend von heute auch immer früher reif wird“ - müssen die ja auch, so schnell wie so ein Zahlengedächtnis heute verbraucht wird, da kommt ja keine Evolution hinterher. Hier acht Zahlen für ein Tor, dort zehn Zahlen für die Klotür, weitere fünf, um die Klospülung betätigen zu dürfen und das Anmeldepasswort fürs Internet hat selbstverständlich auch mindestens 20, mit denen man eher das Gefühl bekommt den Online-Banking-Account von Bill Gates hacken zu können, als sich den neusten Wetterbericht zu holen.
Für meinen Teil ist es inzwischen schon zu spät. Mit einem olympiareifen Sprint habe ich mich auf meinen kleinen schwarzen Eimer gerettet und das Hafenbecken verunreinigt – selber Schuld. Wenn ich es noch schaffen sollte, hier bis zu den nächsten Bundestagswahlen raus zu kommen, gründe ich meine eigene Partei und gehe mich wählen. „Für absolute Vorratsdatenspeicherung“ - wird das Motto sein. Dann muss sich jeder Mensch nur noch eine Nummer merken – die Nummer der Hotline des BND.

Dienstag, 23. August 2011

Comment ca va? - Läuft!

Wir sind recht spät los gefahren, irgendwie hatte es sich immer weiter nach hinten verzögert und als wir dann endlich abgelegten, war die Sonne schon am Untergehen.
Die Nacht war wunderschön. Zwar tiefschwarz, aber tausende Sterne über uns aber auch unter uns. Denn wenn es absolut dunkel ist, dann leuchtet um einen herum das Plankton. Tausende stecknadelgroße Teilchen, die durch uns angeschubst wurden und eine Spur aus Glitzer hinter uns herzog und im nächsten Moment hoben wir ab zu Peter Pan ins Nimmerland.
Der Wind stand zunächst etwas ungünstig, so dass wir kreuzen musste und damit die ersten Stunden komplett unnötig in die falsche Richtung fuhren. Denn nach der Morgenflaute, in der wir uns ein paar weitere Stunden nur treiben ließen, setzte der Wind wieder ein. Diesmal von hinten, so dass wir mit ausgebaumter Genua und Bullenstander am Großsegel "direkt" aufs Ziel zu halten konnte. Der Wind windete sich immer weiter ein und gegen Nachmittag liefen wir schon acht Knoten über Grund, trotz Gegenströmung.
Aber was macht man eigentlich die ganze Zeit, wenn man zwei Tage nur geradeaus segelt? - Nichts!
Die meiste Zeit ist man mit Schlafen beschäftigt. Denn für mehr als ein paar Stunden reicht es nie, so dass man nie wirklich ausgeschlafen ist. Irgendwann wacht man auf, weil man aufs Klo muss, Hunger hat, oder der Andere abgelöst werden will. Und so gehts weiter - Welle hoch, Welle runter - und verdammt, das macht Spaß! Ich würde nicht tauschen wollen.
Irgendwann hatten wir dann die Strömung mit uns und Jonathan behauptet, er hätte die 11,6 Knoten geschafft. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er da nicht ein wenig geschummelt hat, dafür sind die Eier viel zu mittig in der Pfanne geblieben.
Die zweite Nacht fing schon viel ungemütlicher an. Der Wind wurde immer und immer mehr und wir überlegten noch gerade zu reffen, bevor es ganz dunkel war. Währen ich vorne an Deck stand, um das Segel einzuholen fing es dann an zu blitzen. Erst nur ein Wetterleuchten. Irgendwann kamen aber Donner und Blitz auf einen Schlag und das wurde dann schon deutlich unangenehmer. Vor allem, weil die Nacht so schwarz war, die Betonnung in der Karte nicht mit der Realität überein stimmte, der Laptop mit den elektronischen Karten keinen Strom mehr hatte, es regnete, die Wellen sich an unserem Boot brachen und wir noch mindestens drei Stunden zu fahren hatten.
Das einzige was unsere Laune oben hielt, waren eine Dose Pfirsiche und die Aussicht sehr bald in eine heiße Dusche hüpfen zu können.

Ich habe eben eine Mail von einem Amerikaner bekommen und die hat mich so gefreut, dass ich sie der Welt mitteilen möchte:
Dear Merle,

We really like watching your videos, pictures and reading of your adventures on the high seas.  We, also, really, love your name. My father is also named "Merle Ibach." [...] He is 95 years old. [...]

Keep up the good work and we will check to see if you have posted new videos, pictures and stories from time to time.

Greetings from the U. S. A.

Sonntag, 21. August 2011

Hundewache


01:56 – In vier Minuten ist meine Wache vorbei. Die letzte Stunde war sogar ganz erträglich, bis auf dass ich immer wieder kurz eingenickt bin, aber die feuchte Kälte hält einen schon irgendwie wach.

05:45 – Obwohl ich drei Stunden Zeit hatte, habe ich ungefähr gar nicht geschlafen. Immer wenn ich gerade am einschlafen war kamen irgendwelche kranken Horrorphantasien – keine Ahnung woher, weil Grund sich Sorgen zu machen, gab es eigentlich nicht. Jetzt erst mal eine schöne Schüssel Müsli, dann bin ich auch wieder wach für die nächsten drei Stunden.

06:34 – Seit wir los gefahren sind, hatte ich kein anderes Schiff mehr gesehen, was einen in Anbetracht der seltsamen Wolken fast skeptisch werden lässt. Aber inzwischen hat sich doch ein kleines Fischerbötchen zu uns gesellt und die Sonne kommt auch demnächst dazu.

08:42 – Es ist nicht nur deprimierend, sondern auch noch schrecklich Nerven aufreibend. Wir machen exakt 0,0 Knoten Fahrt und weil mich das permanente Schlagen der Segel so aggressiv macht, habe ich inzwischen Kopfhörer auf und die Musik voll aufgedreht.

09:30 – Vor einer Stunde hätte ich Jonathan wecken sollen. Aber gerade lässt es sich ganz gut aushalten. Der Himmel ist blau und die Sonne scheint endlich so warm, dass ich meine Polarexpeditionsausrüstung schon wieder ablegen konnte. Leider hat auch der Wind noch mehr gedreht, so dass wir jetzt kreuzen müssen, das aber immerhin mit 2 Knoten über Grund. Ich hoffe wir kommen vor Dunkelheit heute Abend an, das GPS ist da nicht sehr zuversichtlich.

14:02 – Guten Morgen, der Tag kann beginnen. Jetzt gibt’s erstmal Frühstück.



Das war gestern. Heute war Reinmachtag: Putzen, Wäsche waschen, Einkaufen, Duschen. Und dann gehts auch gleich schon wieder weiter. Geplant sind 100+ Seemeilen. Mal schauen, der Wind soll eh erstmal wieder von vorne kommen.

Donnerstag, 18. August 2011

R.I.P.

Setzt die Fahnen auf Halbmast, holt die Sonnenbrillen und die schwarzen Schleier raus und lauscht den Kirchenglocken, es gibt was zu betrauern. Heute, um 15:43 ist sie von uns gegangen. Vergeblich suchten noch die Taucher nach ihr, doch es war zu spät. Verschwunden in den seichten Tiefen des Schlicks. Es war ein langsamer erbitterter Todeskampf, doch zum Helfen war es zu spät. Ihr war nur ein kurzes Leben vergönnt und das genoss sie in vollen Zügen. Kaum eine andere kann von sich behaupten in gerade mal einem Monat so viel herum gekommen zu sein und so viel gesehen zu haben. Zwar ging sie würdelos, doch nicht ohne Verluste – R.I.P. externe Festplatte.




Mittwoch, 17. August 2011

des Seglers schwere Last










it's a "ferry"-tale

Wir sind gerade in Dover und im Hafenmeisterbuero habe ich einen Windows 95' Rechner gefunden, deshalb faellt das heutige Statement etwas kuerzer aus, obwohl es so viele Bilder zu zeigen gaebe.

Die Ueberfahrt war der Hammer - blaues Wasser, Sonne, Wind. Nur ist die Stroemung vor der Hafeneinfahrt hier nicht zu unterschaetzen, genauso wenig wie die ganzen Faehren, die hier in alle Richtungen unterwegs sind! Die sind wirklich verdammt schnell.
Gleich gibts zum Fruehstueck Porridge oder Weetabix, obwohl ich gar nicht weiss, ob ich irgendwas rein bekomme, nach der mega fettigen Portion Fish'n'Chips gestern und der Sahnebombe danach. Um ein bisschen was fuer die Figur zu tun, sind wir dann noch die drei Schritte zur Burg hoch gelaufen, in die wir durch eine sehr nette Empfangsdame auch aeusserst kostenguenstig reingekommen sind. Und der Blick von da oben lohnt sich wirklich! 16£ pro Person haette ich trotzdem nicht zahlen wollen.

Zum Abschluss noch ein kleiner poetischer Versuch von der gestrigen Ueberfahrt.

Im Klinsch mit der Eingangwinsch
Ich liege an Deck und doese
in Gedanken, als floesse
die Zeit zaeh, wie Kau-
gummi.
Als ploetzlich hinter mir mit viel Radau
auf der Winsch das Tau
sich gar nicht schlau
verdreht zu einer wirren Knotenschau.
Mein Magen wird flau.
Da zerhau
ich das bloede Tau
und loese
die Oese,
die mit viel Getoese
sich verabschiedet ins weite Blau.

Montag, 15. August 2011

Achtung Geisterfahrer!

Ich saß in Lee und steuerte. Ich hasse es in Lee zu sitzen und zu steuern, weil man da einfach nichts sieht - besonders, wenn es dunkel ist und man auf der Kreuz fährt. Aber es war ja nur für kurz. Johannes sollte die Genua fertig machen zum Wenden und so lange hatte ich halt für ihn das Steuer übernommen. Ein paar Wellen hatte ich etwas ungünstig genommen, aber Johannes war immer noch am Rumhantieren mit der Winschkurbel. Auf einmal schrie er „Abfallen“. Entweder, weil dort ein Riesending am Anrollen war oder weil er gerade die Winschkurbel versenkt hatte. Aber was würde es dann noch bringen abzufallen, bekommen würden wir sie eh nicht mehr. Wie automatisch tat ich es trotzdem, während ich noch am Überlegen war, ob ich jetzt sauer auf ihn sein sollte – zum Glück. Denn in dem Moment sah ich eine schwarze Spitze über die Sprayhood luken. Keine Ahnung was es sein sollte, aber es war eindeutig zu nah. Genauso automatisch wie eben das Abfallen hielt ich mir jetzt mit der noch freien Hand die Augen zu. Egal wie bescheuert es ist in so einem Moment weg zu schauen, aber ich konnte eh nichts anderes machen als wegsteuern und ehrlich gesagt wollte ich auch einfach gar nicht wissen was da war. Als ich durch meine Finger wieder hervor schaute zog gerade eine riesige Untiefentonne viel zu dicht an uns vorbei. Mehr als ein Meter war da nicht mehr gewesen – mein Herz raste, Johannes sah genauso blass aus.
Mittags hatten wir aus Vlissingen abgelegt mit dem Ziel irgendwann in Nieuwport (Belgien) anzukommen. Der Wind kam von vorne, gut das hatten wir gewusst, der Strom stand ebenso gegen uns aber auch das hatten wir gewusst. Dass hier einfach eine unbefeuerte Untiefentonne im Wasser schwamm - das hatten wir nicht gewusst. Sowieso lag heute Nacht irgendetwas in der Luft.
Gerade mal eine halbe Stunde zuvor waren wir an zwei Trawlern vorbei gekommen, die friedlich vor sich hin fischten. Als wir nur noch ein paar hundert Meter Abstand hatten, drehte der eine plötzlich auf uns zu und gab Vollgas. Verstehe einer warum, aber es sah mords gruselig aus, wie er die Scheinwerfer auf uns gerichtet hatte, auf beiden Seiten die Netze von Krähnen runter im Wasser schleiften und er auf uns zu rollte, wie eine unhaltbare Dampfwalze. Ausweichen war da nicht. 50 Meter vor uns drehte er dann ab.War das der Humor der belgischen Fischer? - Sehr witzig. Erst das , dann die Tonne – Zeit schlafen zu gehen. Zum Glück war gerade Wachwechsel.
Der Wind blies mit vier bis fünf Windstärken von vorne, irgendwann wurde er von einem schrecklichen Regenguss abgewechselt, war dann mit einem Schlag weg und wir dümpelten vor uns hin. Geplant waren 42 Seemeilen, als wir gegen sieben in der Frühe in Nieuwport anlegten waren wir bei 78,4.
Achso, noch ne kleine Randnotiz. Ich habe eine neue Crew: Johannes und Jonathan.

Samstag, 13. August 2011

Resteküche

Wenn die Speisekammer an Bord mal wieder so leer ist wie der Magen, hilft nur eins: kochen. Hört sich an wie ein Widerspruch, ist es aber nicht, denn was eigentlich immer geht, sind Pannekoeken (insofern man mindestens noch ein Ei irgendwo finden kann).
Und weil ich die letzten beiden Tage alleine war, hatte ich etwas zu viel Zeit und habs einfach mal aufgemalt. Die Mengenangaben fehlen leider, weil das eh alles Pi-mal-Daumen ist - halt alles rein.
Das Beste an den holländischen Pannekoeken ist nämlich, dass einfach alles zusammen geschmissen wird und zwar wirklich alles.


Mittwoch, 10. August 2011

Stev erklärt die Welt

Die letzten Tage lagen wir eingeweht in Middelburg. Das erste was ich jeden morgen sah, was meinem Mittagessen ein schönes Ambiente verlieh und was Nachts meine Träume begleitete, war das Plattbodenschiff gegenüber. Ein strahlend weißes Holzschiff, das so rund war wie eine Wasserbombe kurz vorm Platzen - herrlich. Ich wollte es unbedingt mal von innen sehen und so lernte ich Stev und Elisabeth kennen. Denen gehörte zwar nicht dieses Schiff, aber ein ganz ähnliches. Abends erfuhr ich dann nicht nur die Geschichte und Herkunft ihres Plattbodenschiffs sondern noch tausend andere wichtigere Dinge.

Dachflucht
Mit dem Auschwung des Handels in den Niederlanden zogen immer mehr Menschen in die Städte bis sie überfüllt waren. Daraufhin überlegte man sich beim Bau der neuen Häuser noch effektiver Platz zu sparen und reduzierte die Treppe aufs Minimalste: einen kleinen, schmalen Aufgang. Nun hatte man unfreiweillig gleich zweifach Raum geschaffen, denn über keine dieser Treppen kam auch nur ein Möbelstück in die höhreren Etagen. Aus dem Verlangen nach etwas Wohnlichkeit wurde aber schließlich doch ein kleiner Balken mir Rolle am Giebel eingemauert, so dass die ausklappbare achtsitzer Ledercouch mit Massagefunktion nun durch das Fenster ins Wohnzimmer gelangte. Deshalb hat noch heute jedes dieser im 18. Jahrhundert gebauten Häuser einen kleinen Giebelkran.

 Fernsehn 2.0
Die Plattbodenschiffe dienten den Bewohnern rund ums Ijsselmeer früher als Fischkutter. Und womit vertreibt so ein Fischer sich die Zeit, wenn er trocken gefallen ist und nicht mal ein kleines Barschlein im Sand hängen bleiben wollte? Mit dem funktionsfreien Verschönern des Schiffes, laut Stev dem Fernsehn der alten Fischer.
Goudakäse kommt aus Gouda und Boskoopäpfel aus Boskoop - denkste!
Dass die guten niederländischen Käsespezialitäten nach ihrer Herkunft benannt sind, ist bekannt. Dass dies aber kein allgemeingültiges Gesetz ist, zeigt der Boskoopapfel, der zwar aus Boskoop kommt, aber nicht ursprünglich. Denn in dort wurde er lediglich umgepackt. Aber wer möchte schon gerne den Apfel Broeikas Ergens (Gewächshaus irgendwo) essen, das kann man ja nicht einmal aussprechen.

Das Friedensessen von Münster 1648
Wer wurde in der Schule nicht jedes Jahr aufs Neue damit gequält die Speisekarte des Friedensessen von Münster auswendig zu lernen? Während Frankreich, Spanien, Münster, Köln und Basel am Tisch saßen und über den Ausgang des dreißigjährigen Kriegs debattierten wurde beim Nachtisch mal eben die Unabhängigkeit der Niederlande beschlossen, die schon seit 80 Jahren unerbitterlich gebettelt hatten endlich auch für voll genommen zu werden.



Montag, 8. August 2011

Kapper

Hier ein kleiner Zusammenschnitt der letzten Tage. Leider habe ich gerade nicht alle Filmteile gefunden, aber für nen kleinen Eindruck reichts.
Gerade sind wir in Middelburg, einer echt mega hübschen alten Stadt. Was hier aber passiert oder auch nicht passiert, davon berichte ich morgen, denn es ist schon reichlich spät (02:59).


Untitled from Merle Ibach on Vimeo.

Samstag, 6. August 2011

We are...

... gay pride!
So heißt hier das Festival, wo jeder seine innersten Gefühle, Bedürfnisse und Neigungen zum Ausdruck bringen kann. Zum Auftackt am Freitag gab es zum Beispiel den Stiletto-Sprint auf 100m der Drag Queens. Viel mehr haben wir leider auch nicht mitbekommen, weil wir eine Stunde vorher erklärt bekommen hatten, dass es zwar einfach ist nach Amsterdam zu fahren, aber nicht mehr hier weg zu kommen.









... so beautiful!
In Amsterdam ist alles ein bisschen schicker und deshalb ist das Shoppingcenter nicht in einem hässlichen neuen Plattenbau, sondern in einem der ältesten und krassesten Bauwerke der Stadt - oder um es niederländisch auszudrücken: es ist "lekker". "Lekker" ist hier eh der Ausdruck für alles, was gut ist.
Und weil das Gebäude nicht nur von außen lekker ist, sondern auch von innen, gibt es da Schokolade und Käse in allen Farben zu probieren und wenn du dich satt gegessen hast kommt eine rosa Indonesierin und macht aus dir eine Prinzessin - mensch, das ist mal ein ergiebiger Einkaufsbummel.







...so verwirrt!
Wie ich schon am Anfang geschrieben hatte ist es nicht so leicht aus Amsterdam raus zu kommen, wie rein, was bedeutet:
23:00 am Holzhafen
23:10 dahinter warten
00:30 Rufbereitschaft für die erste Brücke
01:20 Passieren der ersten Brücke
bis 03:30 im Convoi durch die Stadt (16 Brücken?)
03:45 Anlegen im Päckchen hinter der letzten Brücke
05:45 Ablegen zur Schleuse
19:30 Anlegen in Dodrecht

Jetzt sind wir in Dordrecht, allerdings nicht im richtigen Hafen, weil der sonntags nicht aufmacht, wir aber morgen früh weiter wollen. Internet gibts bei Mc Donald's, leider aber nichts außer Kaffee zum wach machen. Aber da gibts auch was besseres: SCHLAFEN!







das schmalste Haus der Welt


zwei stöckiges Fahrradparkhaus