Dienstag, 30. August 2011

Glückskinder


Francoise zieht eine kleine Schnute, aber sie weiß schon, dass es Unglück bringt, wenn man einen achterlichen Wind nicht Hals über Kopf ausnützt. - Schrieb Bernard Moitessier in seinem Buch „Der logische Weg“ über die Abfahrt aus Frankreich Richtung Kap Horn. Als einer der bekanntesten Segler des letzten Jahrtausend versenkte er drei Mal sein Schiff. Wer weiß was Unglück ist, wenn nicht er.
Es gibt viele Dinge, die in der Seefahrt als unglückbringend gelten. Manche verbreiteter als andere, aber warum das ganze Zeug diesen negativen Ruf hat, weiß kein Mensch mehr. Und nachdem die Aufklärung bereits ein paar Jahre hinter uns liegt und die Zahl der Kirchenmitglieder exponentiell sinkt, würde sich auch kaum ein Segler mehr als abergläubisch bezeichnen. Trotzdem werden noch heute viele der Unglücksboten von Schiffen verbannt und sich an irrsinnige Regeln gehalten, von denen niemand mehr den eigentlich Ursprung kennt.
Mit ein wenig Nachdenken und etwas Prädikatenlogik sind wir aber hinter die Geheimnisse der alten Seemannsbräuche gekommen.

Zu Beginn einer größeren Fahrt gibt es einen Schluck Hartgebranntes für Rasmus!
  • Was ganz klar zur Besänftigung des Meeresgottes gilt, um ihn gnädig zu stimmen, denn die Menschen gehören nicht aufs Wasser.

An Bord gehört immer eine Hand voll Sand!
  • Damit ist natürlich nicht der Dreck unter den Schuhen gemeint, der mit unter Deck getragen wird, sondern ein Kistchen, oder Behältnis mir Sand. Das hat wohl ähnliche Gründe wie der Schnaps. Entweder wird Rasmus, Neptun, oder wem auch immer vor gegaukelt, dass man sich weiterhin an Land befände. Oder es gilt der Hoffnung, sich in einer Notsituation daran festhalten zu können.

Der einzige der pfeift, ist der Wind!
  • Also nichts mit „in einer lauen Nacht zur Unterhaltung Lieder pfeifen“. Was wahrscheinlich daher kommt, dass früher mangels Bordtelefonen oder Funkgeräten die Befehle über große Distanzen innerhalb des Schiffes durch Pfeifsignale gegeben wurden. Und pfiff nachts ein kleiner Matrose sein einsames Lied konnte es passieren, dass mit einem Mal die ganze Mannschaft an Deck stand, die Segel mit Hast einholte und der Steuermann hart das Ruder nach Backbord riss. Den kleinen Matrosen dafür Kiel zu holen war dann noch die mindeste Bestrafung - dann also doch lieber eine Runde Schunkeln zum bordeigenen Shantychor.

Frauen gehören nicht an Bord!
  • Ein schlichter Irrsinn in der Überlieferung. – Wird daher nicht weiter diskutiert.

Bananen gehören nicht an Bord!
  • Ein kleiner Schiffsjunge an Bord eines Großseglers soll den gesamten Vorrat an Bananen über Bord geworfen haben und danach den selbstgebackenen Bananenkuchen der Frau seines Kapitains hinter her mit der Begründung, dass Bananen an Bord nicht zu suchen hätten und Unglück brächten.
    Entweder hatten die damals ein großes Problem mit Maden oder anderem Kleintier, dass sich super in den Stauden absetzen konnten oder es ging um die Seekrankheit. Denn Bananen gehören zu den sehr stark nachreifenden Lebensmitteln und verursachen genauso wie Tomaten einen erhöhtes Übelkeitsempfinden. Dass allerdings Tomaten verboten sind, habe ich noch nie gehört.

Eine große Reise beginnt niemals Freitag!
  • Dahinter könnte sogar geschichtliche Tiefe stecken. Wenn früher in den großen Handelsstätten die Schiffe beladen wurden, dann hatte die Besatzung Freigang. Bis Freitag spät in die Nacht luden Arbeiter und Tagelöhner die Schiffe randvoll mit Fracht, Samstags ging es dann los. So war der Freitag des Seglers Sonntag und ihm damit „heilig“.

Untiefentonnen bringen Unglück!
  • Eine alte Weise des alten weisen Jonathans besagt, dass der Anblick von Kardinalmarken (die nördliche, südliche, westliche oder östliche Begrenzung einer Untiefe) dem Schiff und der Mannschaft kein gutes Zeichen ist. Die Begründung ist genauso einfach, wie dämlich.
    Die Wahrscheinlichkeit an einer Untiefe auf zu laufen, ist größer, als auf dem offenen Meer. Eine Kardinaltonne zeigt eine Untiefe an.
    Eine Untiefe ist flach.
    Auf ein Flach kann man auflaufen.
    Und Auflaufen ist Unglück.

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