Freitag, 26. August 2011

Ostsee ist nicht Nordsee

Ich kann nicht sagen, was mir besser gefällt, denn es stimmt einfach – die Ostsee ist nicht die Nordsee. Es ist beides so unterschiedlich und beides für sich so toll. Ich kann nicht mal sagen, ob ich die Nordsee wirklich für anspruchsvoller halte. Es ist halt schon etwas anderes immer auf irgendwelche Strömungen und Gezeiten zu achten, das gibt’s in der Ostsee nicht. Auf der anderen Seite finde ich das Navigieren durch die Schären nicht weniger schwierig. Andauernd nach der Position und den ganzen Steinen gucken, das gibt es hier nicht. Trotzdem ist keins der beiden Reviere, wie ich sie bis jetzt kennen gelernt habe, ein unlösbares Mysterium – überhaupt nicht.
(trotzdem Danke für den Hinweis)
Und ich verstehe immer noch nicht, warum mir so vom Englischen Kanal abgeraten wurde. Entgegen aller Behauptungen finde ich ihn wunderschön und allein schon eine Reise wert und die Dichte an Schiffsverkehr auf Berliner Gewässern ist auch weitaus dramatischer.
Gerade sind wir zwischen den Channel Islands. Das ist eine Inselgruppe vor der französischen Küste, allerdings unter britischer Verwaltung. Ein bisschen erinnert es sogar an die Schären, weil um die einzelnen Inseln ganz viele kleine Felsen aus dem Wasser gucken. Die Inseln selbst sind etwas seltsam anzufahren, weil es hier überall Heavy Overfalls gibt. Das sind irgendwelche Strömungen oder so unter Wasser, wodurch sich in einem recht gut eingrenzbaren Gebiet plötzlich eine riesige, steile Welle aufbaut, die das Schiff wie beim Rodeo durch die Gegend wirft. Praktischer Weise sind sie teilweise in die Karte eingezeichnet, damit man weiß, wo man versuchen sollte nicht durch zu fahren. Bisher haben wir erst eins am Rand erwischt. Das hat aber gereicht, im Zentrum wäre ich nicht gerne gewesen.
Noch ein Grund, weshalb mir die Channel Islands so viel bedeuten ist, dass sie mein nächstes und größtes Etappenziel waren. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, sie überhaupt zu erreichen. So viele geht-nicht's und das-kannst-du-nicht-machen's und mit-dem-Boot?!'s, denen glaubt man halt schon. Dass mal wieder viel zu heiß gekocht, als gegessen wurde, hab ich jetzt wieder festgestellt. Außerdem fahren hier noch ganz andere Wracks herum, die würden sich freuen, wenn nur ein bisschen Wasser rein bekommen würden.
Wir haben auf jeden Fall mein Bergfest mit einer Flasche Sekt gefeiert, festgemacht an einer überteuerten Mooring in der Bucht von Alderney.
Ich habe jetzt noch ca. zwei Wochen bis Brest, bzw. da wo auch immer ich das Boot lassen möchte.
Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber doch: das Salz. Es nervt wirklich und es klebt immer und überall.

2 Kommentare:

  1. hi, kann deine ausführungen zum Unterschied Nord/ostsee gute verstehen. hab ich doch dieses jahr ähnliche erfahrung gesammelt. mit einigermaßen guter Wetter und gezeitenplanung alles keine Hexerei.
    Overfall hab ich etwas unterschätz. Zur Springtide, aber ohne Wind dachte ich könnte da durch. Keine Chance. 7 kn gegenan. wir sind dann abgedreht und haben 3 stunden gewartet. ein kleinen eindruck hier:
    http://rc-sailing.net/races3.mp4

    gruss andreas

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  2. Happichdochgesacht, dass der englische Kanal schön ist. Und gar nicht schlimm.
    Anja

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