Mittwoch, 20. Juli 2011

L'Hommage à tous

Eigentlich sollte das eine Lobeshymne an mich selbst werden. Weil ich die letzten Tage anscheinend alles immer etwas schwarzmalerisch dargestellt habe, als würde nichts funktionieren, dachte ich heute einfach alles revidieren zu können - könnte ich auch, will ich aber gar nicht. An Bord läuft alles, was laufen muss und sogar ein bisschen mehr. Ja, das GPS sieht etwas geflickt aus, aber es zeigt die Koordinaten, als würde es keinen Morgen geben. Am Boot ist alles heile, es ist kein neues Wasser rein gekommen - wie gesagt es läuft alles, nur ist es mein eigener Drang der immer mehr will. Ich bin noch zu nah an der Stadt. Mir fällt es wirklich schwer von dem Immer-Mehr-Rythmus Abstand zu nehmen. Gibt es doch so viel, was ich noch zu tun habe, für das Boot, für die Uni, für zu Hause, für jetzt und für die Zukunft. Aber gibt es das wirklich? Ist nicht genau das der falsche Ansatz? Ich sollte mich doch viel eher auf das konzentrieren, was ich wirklich will, dafür bin ich doch hier: Segeln und Schreiben - sonst nichts. Und wenn die Zeit da ist, kann auch mal gebastelt werden.
So habe ich zum Beispiel heute endlich den GPS-Tracker angeschlossen bekommen - der zeigt jetzt oben auf der Internetseite immer an, wo ich gerade bin und sendet zwei mal am Tag von alleine - und trotzdem bin ich nicht wirklich zufrieden.

Aber zurück zur Lobeshymne an mich. Ein bisschen stolz bin ich ja schon auf mich. Zum einen hat unser erster Tagestörnplan unter Tideneinfluss hervorragend geklappt (sozusagen auf die Minute genau, später hätte es nicht werden dürfen) und zum anderen habe ich mich an mein Bordstromnetz getraut, um den Tracker anzuschließen, der nach zwei Stunden rumprobieren sogar wirklich angefangen hat zu blinken. Eigentlich wollte ich das Ding gar nicht verdraten, weil die Kabel so schön bunt aussehen, sechs verschiedene Kabel in sechs verschiedenen Farben, also 6! Möglichkeiten (mathematisch richtig ausgedrückt?) und dazu noch eins in silber-glitzer - wenn das kein Traum ist. Aber ich habe mir ein Stück abgemacht, damit ich mir das irgendwo hinhängen kann. Trotzdem habe ich immer noch nicht richtig aufgeräumt, die Karten sortiert und meine Uhr hat heute ihren Geist aufgegeben.

Ja und?! Es viel zu schön hier, um gegeneinander aufzurechnen, was alles gut läuft, oder schlecht, oder ob ich toll bin, der Rest der Welt oder doch niemand. Heute auf dem Wasser war die Antwort so selbstverständlich, wie das Schlagen einer nichtausgebaumten Genua auf Vorwindkurs: das Leben ist schön, mit allen Ja's, Nein's, Falsch's und Richtig's.

Da fällt mir ein, ich habe meine Miete noch nicht überwiesen - verdammt. Vielleicht sollte ich das mit dem Radikalbruch Stadt/ Boot doch etwas sanfter angehen.

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